Max Sander
Dezember 2016
Er hat sich in der Bundesliga den Ruf des zweikampfstarken Allrounders erarbeitet: Matti Flohr. Was liegt da näher, dass der zweifache Familienvater nach der wirtschaftlichen Demission des HSV Handball nun für die “Gallier von der Alb“ in der Bundesliga aufläuft. Für HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel passt das perfekt zusammen: „Matti ist ein Spieler, der über sehr viel Erfahrung verfügt. Zudem steht er für das Kämpferische, er verkörpert unseren Handball in Balingen zu 100 %. Die Erwartungen, die wir in seine Verpflichtung gesetzt haben, sind voll aufgegangen. Als Mensch ist er sehr bodenständig und hatte somit keine Probleme, aus der großen Stadt kommend sich bei uns auf dem Dorf gut zu integrieren.“
Hallo Matti, du hast mit dem HSV jahrelang um Titel mitgespielt. Wie ist es für dich, jetzt von Saisonbeginn an im Abstiegskampf zu stecken?
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Er kennt den TBV Lemgo wie seine eigene Westentasche: Florian Kehrmann. Von 1999 bis 2014 stand er als aktiver Spieler beim TBV unter Vertrag, übernahm im Dezember 2014 dann das Traineramt der Bundesligamannschaft. Ein langjähriger Weggefährte von „Flo" in Lemgo ist Rolf Hermann. Beide standen sieben Jahre gemeinsam auf dem Spielfeld. Seit zwei Jahren nun leitet Florian Kehrmann die sportlichen Geschicke, während Rolf Hermann für den TBV in der Bundesliga weiter auf Torejagd geht.
Stellt sich die Frage: Wie ist es eigentlich für einen Spieler, plötzlich auf die sportlichen Kommandos seines Ex-Teamkollegen zu hören? Im Interview sprach der aktuelle TBV-Kapitän über die Umstellung, Florian Kehrmann an der Trainerbank stehen zu haben.
Hallo Rolf, du hast beim TBV Lemgo etliche Jahre mit deinem jetzigen Trainer zusammen auf dem Spielfeld gestanden. Wie war für dich die Umstellung, Florian Kehrmann plötzlich als Coach neben dem Feld stehen zu haben?
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Er hat Finn Lemke den Weg in den Profihandball geebnet: Niels Pfannenschmidt. In Minden geboren und aufgewachsen, ist er schon in seiner Kindheit mit dem “Handball-Virus“ Ostwestfalens infiziert worden. Im Jahr 2003 schlug der damals 30-Jährige die Trainerlaufbahn ein, mit seinem Wechsel zu GWD Minden vier Jahre später wurde aus der Leidenschaft ein Fulltime-Job. Einen Namen in Handball-Deutschland hat er sich vor allem durch seine Tätigkeit beim TBV Lemgo gemacht. Sein Steckenpferd: Talententwicklung und Anschlussförderung. Etliche junge Spieler haben unter ihm den Sprung in die 1. und 2. Bundesliga geschafft. Aktuell für die sportlichen Belange des ASV Hamm-Westfalen zuständig, möchte der 42-jährige mittelfristig wieder als Trainer im Oberhaus arbeiten.
Hallo Niels, du bist in Minden geboren. Wie sehr hat dich die Handballregion Ostwestfalen geprägt?
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„Dass Stefan Kretzschmar auch fast 10 Jahre nach dem Ende seiner aktiven Karriere immer noch zu den bekanntesten Gesichtern im Welthandball zählt, spricht für sich. Seine Kommentare bestechen durch fachliche Kompetenz und haben gleichzeitig einen unheimlich hohen Unterhaltungswert – die perfekte Kombination für seine Aufgabe als Handball-Experte im deutschen Fernsehen. In dieser Funktion ist er einzigartig und nicht zu ersetzen. Seit 7 Jahren stehen wir gemeinsam in der Bundesliga vor der Kamera und begleiten die Nationalmannschaft auf ihren internationalen Turnieren. Ich habe in dieser Zeit viel von Stefan gelernt und bin froh, ihn als Kollege und Freund an meiner Seite zu wissen.“ [Anett Sattler]
Die Idee des IHF-Präsidenten Hassan Moustaffa, das Harz aus dem Welthandball zu verbieten, ist bei vielen Handballfans momentan in aller Munde. Ein Kritikpunkt, der bei Diskussionen über das Thema oft fällt, ist das Argument, das fehlende Haftmittel würde Trickwürfe erschweren und die Schönheit des Sportes dadurch zerstören. Aber wie sieht das eigentlich aus, wenn Handball-Profis einen Trickwurf ohne Harz werfen? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, habe ich Stefan Kretzschmar, ehemaliger Weltklasse-Linksaußen, und Anders Eggert, aktuell Weltklasse und für die SG Flensburg-Handewitt auf der linken Außenbahn aktiv, einen komplett "ungeharzten" Ball in die Hand gedrückt und einen Dreher werfen lassen.
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Mehr als 2300 Tore in über 400 Spielen für die SG Flensburg-Handewitt, DHB-Pokal-Sieger und Champions-League-Sieger. Dazu Erfolge mit der Nationalmannschaft: Europameister, um nur den wichtigsten zu nennen. All das spricht für eine große Handball-Karriere. Die Daten gehören zu Anders Eggert, dem dänischen Weltklasse-Linksaußen der SG, der nach zehn Jahren in der Bundesliga seinen Verein mit Ablauf der aktuellen Spielzeit in Richtung Heimat verlässt. Der Däne hat einen Dreijahresvertrag beim Top-Club Skjern Handbold unterschrieben. Dem Verein, zu dem er bereits in der Saison 2008/09 ausgeliehen war. Im Interview sprach der 34-jährige unter anderem über seine gemeinsame Flensburger Zeit mit Lars Christiansen und seine Nachfolge auf der Linksaußen-Position.
Hallo Anders, du bist auf Abschiedstournee durch die Handball-Bundesliga. Was erwartest du von deiner letzten Saison in Deutschland?
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Sie gilt als `Motor´ der MT Melsungen: Barbara Braun-Lüdicke. Ihr Name ist eng verbunden mit der sportlichen und wirtschaftlichen Entwicklung des ehemaligen Zweitligisten zu einem Spitzenverein der 1. Handball-Bundesliga. Dabei ist sie nach eigener Aussage „zum Handball gekommen wie die Jungfrau zum Kinde. Denn mit dem Ball in der Hand konnte ich lange Jahre nichts anfangen.“ Ein wenig anders verhält sich das bei Axel Geerken, der 15 Jahre als Torwart in der Bundesliga aktiv war und unter anderem das Trikot des THW Kiel trug. Seit 2012 schreibt er nun als Vorstand der MT Spielbetriebs- und Marketing AG mit an der Erfolgsgeschichte der Nordhessen. Er sagt über seine Aufsichtsratsvorsitzende: „Ohne Frau Braun-Lüdicke und die B. Braun Melsungen AG wäre der Verein nicht dort, wo er jetzt steht. Seitdem ich hier bin, konnten wir gemeinsam viel umsetzen: Die Entwicklung unserer Bundesligamannschaft und die Professionalisierung der Nachwuchsarbeit. Die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft sind gestellt. Dank ihr ist im Verein die Erkenntnis gereift, dass wenn wir Erfolge erzielen wollen, muss in allen Bereichen professionell gearbeitet werden. Was mich menschlich beeindruckt: Die Familie Braun ist finanziell unabhängig und wirtschaftlich erfolgreich. Viele würden da abheben, bei Frau Braun-Lüdicke ist das nicht der Fall. Als Mensch ist sie bodenständig und sozial eingestellt. Und sie ist mittlerweile nach vielen Jahren bei der MT auch eine Handballfachfrau – auch wenn sie es abstreitet.“
Hallo Frau Braun-Lüdicke, wie sind Sie zum Handball und der MT Melsungen gekommen?
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Rückblick: Februar 2014 – Ich besuchte ein Bundesligaspiel von GWD Minden, um eine Reportage über den Traditionsverein von der Porta Westfalica zu schreiben. Da in dieser auch die Historie zu Wort kommen soll, hatte ich den Plan, mit Rainer Niemeyer, 78er-Weltmeister und von 1977 bis 1985 Keeper im GWD-Gehäuse, über die glorreiche Vergangenheit seines Vereins zu sprechen. Da Herr Niemeyer aber an diesem Spieltag in der Kampa-Halle nicht zugegen war, bot sich mir die Möglichkeit, mit Herbert Lübking ein Interview zum Thema GWD zu führen. Fragt man die Generation Ü50 nach ihm, so können fast alle mit dem Handballer aus Minden etwas anfangen. Den Unwissenden sei an dieser Stelle gesagt: Der ehemalige Feldhandball- und Hallenhandball-Nationalspieler galt Mitte der 60er Jahre als der Weltbeste seines Sports. Einer, der ihn seit über fünf Dekaden sehr genau kennt und viele Jahre mit ihm gemeinsam auf dem Spielfeld stand, ist Erwin Heuer. Er sagt über seinen Freund: „Der Herbert ist immer auf dem Boden geblieben. Auch als er Mitte der 60er Jahre als weltbester Handballer bezeichnet wurde, ist er nie ausgeflippt. Dabei war es schon phänomenal, wie er seine Tore warf. Das machte ihm zu dieser Zeit keiner nach.“
Nach dem Interview in der Kampa-Halle stand fest: Ich möchte mich noch einmal mit Herbert Lübking treffen, um noch mehr über seinen sportlichen Werdegang zu erfahren.
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September 2016
Schaut man sich die Entwicklung der Handball-Bundesliga seit dem Jahr 2000 an, so fällt ein Trend deutlich ins Auge: Die Handballdörfer mit ihren Sporthallen verschwinden nach und nach von der Bildfläche, die stärkste Liga der Welt hält Einzug in die Multifunktions-Arenen der Großstädte. Während Traditionsvereine wie TV Großwallstadt, TuS Schutterwald, SG Leutershausen, TV Hüttenberg und einige andere die Segel streichen mussten, gehören Berlin, Hannover, Mannheim, Stuttgart, Erlangen/Nürnberg, Melsungen/Kassel, Wuppertal/Solingen (und bis vor kurzem auch Hamburg) neben Kiel und Magdeburg inzwischen zum Establishment. Im vergangenen Sommer hat es den TuS N-Lübbecke erwischt. Zum zweiten Mal musste das Gründungsmitglied der eingleisigen 1. Bundesliga den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Der Trend macht auch vor der Handballregion Ostwestfalen-Lippe keinen Halt, obwohl mit GWD Minden und TBV Lemgo noch zwei Vereine die „Erstligafahne“ hochhalten. Ich habe mich mit Zlatko Ferić, Teammanager bei TuS N-Lübbecke und Nils Torbrügge, der im Sommer von Minden nach Lübbecke gewechselt ist, über diese Entwicklungen in OWL unterhalten.
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