„Das macht Leipzig zu einer richtigen Sportstadt“

Wenige kennen den SC DHfK Leipzig so gut wie Lukas Binder. In der Messestadt geboren fand er im Jahr 2008 den Weg zum Sportclub und  hat sich seitdem zu einem absoluten Aushängeschild des Handballs `Made in Leipzig´ entwickelt. Egal ob 3., 2. oder 1. Liga – der gebürtige Leipziger hat den Aufstieg seines Vereins in den letzten Jahren aktiv miterlebt und geprägt und sich dabei zu einem der Top-Linksaußen in der stärksten Handball-Liga der Welt entwickelt. Im Interview spricht der 24-jährige SC-Kapitän über die Entwicklung des Vereins, seinen Förderer Christian Prokop und die Chancen auf ein Debüt im Nationalteam.

Hallo Lukas, der Handball in Leipzig hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt, in wenigen Jahren ging es von der dritten Liga hoch bis in die erste Liga. Wie war das so schnell möglich oder anders gefragt: Was hat der Verein besser gemacht als etliche andere Aufsteiger in den letzten Jahren? 
Lukas Binder: „Zuallererst müssen da die Geschäftsführung und die Personen im Hintergrund genannt werden, die sehr viel Herzblut in das Projekt `Handball in Leipzig´ gesteckt haben. Es ging den Leuten bei uns im Verein nie darum, das große Geld zu machen, sondern ein familiär geprägtes Projekt nachhaltig aufzubauen. Das ist vielleicht der kleine aber feine Unterschied zu anderen Vereinen. Die Zusammensetzung der für den SC DHfK tätigen Menschen passt einfach sehr gut.“

Der SC DHfK Leipzig steht auch für eine sehr gute Jugendarbeit, hat in den vergangenen drei Spielzeiten in der B- bzw. A-Jugend drei Deutsche Jugendmeisterschaften holen können. Werden dort bereits die Weichen für eine sportlich erfolgreiche (Bundesliga-)Zukunft gestellt?
Lukas Binder: „Absolut! Die Jugendarbeit ist ein ganz wichtiges Puzzleteil innerhalb unseres Vereins. Wenn junge Talente zum ersten Mal bei uns in der Bundesligamannschaft mittrainieren, sieht man sofort deren gute Ausbildung. Die gewonnenen Meisterschaften bestätigen die Qualität in diesem Bereich. Dass die Jugendarbeit bei uns so gut funktioniert und immer wieder ambitionierte Talente den Weg in die Bundesliga finden, ist ein großer Verdienst unseres Co-Trainers Andre Haber, der viel Herzblut in die Arbeit mit jungen Spielern steckt. Aber auch wir Spieler aus der 1. Mannschaft besuchen regelmäßig den Nachwuchs im Training und geben Tipps. Außerdem kooperiert der Verein mit etlichen Schulen im Großraum Leipzig. Wenn dann Spieler aus den eigenen Reihen in der Bundesliga für Leipzig auf der Platte stehen, ist das für den Verein natürlich umso schöner und eine Bestätigung der geleisteten Arbeit.“

Auch Trainer Christian Prokop hat den Ruf, Talente zu fördern. Welche Bedeutung hat er für deine sportliche Entwicklung?
Lukas Binder: „Wenn ich meine Entwicklung rückblickend betrachte, kann ich sagen, dass wohl keiner einen so großen Anteil an meinem bisherigen sportlichen Werdegang hatte wie Christian Prokop. Er weiß einfach, wie man mit jungen Spielern umgehen muss, arbeitet sehr akribisch und ist immer nah dran an der Mannschaft. Ich habe in einem Interview mal gesagt, dass ich vor einigen Jahren die Hoffnung hatte, ein guter Drittliga-Spieler zu werden. Jetzt spiele ich in der 1. Bundesliga. Christian hat mir, als er 2013 als Trainer nach Leipzig kam, von Beginn an sein Vertrauen geschenkt und meine sportliche Entwicklung entscheidend vorangetrieben. Deshalb habe ich ihm sehr viel zu verdanken.“

Du wurdest Anfang dieses Jahres ins HBL-Allstar-Team gewählt, gehörst mittlerweile zu den Top-Linksaußen der Liga. Welche Ziele verfolgst du in nächster Zeit?
Lukas Binder: „Ich bin da vermutlich bescheidener als ich es sein müsste. Ich spiele ja gerade erst meine zweite Spielzeit in der 1. Bundesliga und will mich dort weiter etablieren. Durch die Verletzung von Marvin Sommer musste ich gerade im vergangenen Jahr sehr viel spielen. Anstrengend, aber es hat mich auch voran gebracht. Es gibt immer einige Dinge, die ich an mir verbessern möchte, um meinem Hauptziel näher zu kommen: in der 1. Liga stetig auf Top-Niveau zu spielen.“

Du bist unter Christian Prokop in Leipzig Stammspieler geworden, trägst zudem die Kapitänsbinde. Im vergangenen Monat wurde dieser zum Trainer der DHB-Auswahl ernannt. Schätzt du somit deine Chancen auf eine Berufung in die Nationalmannschaft höher ein?
Lukas Binder: „Die Nationalmannschaft ist ein großer Traum von mir. Ich glaube, jeder Handballer hat bereits versucht sich auszumalen, wie es ist, mit dem Adler auf der Brust aufzulaufen. Diese Ehre muss man sich aber verdienen. Es ist bestimmt ein Vorteil, dass er mich kennt und als Nationaltrainer in Leipzig wohnen bleibt und mich somit häufiger wird spielen sehen können. Meine Chancen steigen bestimmt, ich muss aber weiter an mir arbeiten.“

Du bist in Leipzig geboren. Soll deine weitere Karriere nach dem Motto `Einmal Leipzig – immer Leipzig´ lauten oder kannst du dir – bei entsprechenden Angeboten – zukünftig auch einen Wechsel zu einem Top-Club mit Champions League-Ambitionen vorstellen?
Lukas Binder: „Das tollste wäre natürlich, wenn wir mit dem SC DHfK irgendwann den Sprung ins internationale Geschäft schaffen könnten. Leipzig ist eine schöne Stadt. Dazu dieser tolle Verein, für den ich spielen darf. Jeder, der einmal für diesen Club aktiv war, wird bestätigen können, wie viel einem dieses Umfeld wert ist. Das gibt man ungerne auf. Außerdem habe ich ja noch einen Vertrag in Leipzig zu erfüllen und werde in dieser Zeit natürlich alles für eine erfolgreiche Zukunft des Vereins geben.“

Nicht nur der Handball, auch der Fußball hat in den vergangenen Jahren in Leipzig eine rasante Entwicklung genommen. Inwieweit sind die Aufstiege der beiden Vereine miteinander zu vergleichen und welche Bedeutung haben diese für die Stadt Leipzig?
Lukas Binder: „Es sind schon Parallelen zu erkennen, da beide Projekte sehr ambitioniert sind. RB Leipzig hat aber bekanntlich einen großen Hauptsponsor, der viel Geld in den Verein steckt. Wir hingegen haben viele kleinere und regionale Sponsoren. Ich denke, das ist ein gewaltiger Unterschied. Man kann aber nicht behaupten, dass sich RB die Mannschaft nur aus gestandenen Stars zusammengekauft hat, wenn man sich den Altersschnitt der Spieler in deren Kader anschaut. Ich finde, wir können sehr stolz auf die Sportentwicklung in unserer Stadt sein. Ein Top-Fußballverein und ein Top-Handballverein: Das macht Leipzig zu einer richtigen Sportstadt.“

Lukas, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in den laufenden Wettbewerben.


Fotos: Max Sander


Autor: Hannes Niemeyer

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