Sie sind das Rückgrat unserer Sport-Gesellschaft: Die unzähligen
ehrenamtlichen Trainer, Übungsleiter und Betreuer. Ohne sie wäre
millionenfach kein Sporttreiben in unserer Republik möglich. Mesut Ösil,
Maria Höfl-Riesch, Uwe Gensheimer etc. – jede Karriere hat ihren
Ursprung in den Kinder- und Jugendmannschaften und den Trainingsgruppen
der mehr als 91.000 Sportvereine. Olympisches Mitfiebern und Public
Viewing bei Weltmeisterschaften – dank der vielen Nachwuchs-Trainer
konnte so manch Sport-Olymp erklommen werden und wir müssen bei
(Inter-)Kontinentalmeisterschaften durch unsere schwarz-rot-goldene
Brille nicht in eine dunkle Röhre gucken.
Während die Stars die Lorbeeren einheimsen und im medialen Fokus
stehen, sind die Förderer früherer Tage schnell vergessen. Dabei sind
sie es, die mit viel Engagement und Improvisationstalent den
Trainingsalltag im deutschen Sport bestimmen. Wir haben uns
stellvertretend einen rausgepickt: Freitagabend, 18:30 Uhr, Spiel- und
Sporthalle in Emsdetten. Während sich das Gros der Menschen in unserem
Lande mental auf das Wochenende einstellt, leitet Mathias Debski das
Abschlusstraining der männlichen D1- und D2-Jugend des TV Emsdetten. An
die 30 Jugendliche hören auf die Kommandos ihres Trainers. Seit 2011
engagiert sich der 45-jährige in der Handball-Nachwuchsarbeit. „In den
ersten beiden Jahren habe ich die E-Jugend trainiert, in dieser Saison
nun die D-Jugend. Ich habe einfach Spaß daran zu sehen, wie sich die
Kinder und Jugendlichen entwickeln“, so der Familienvater, der pro Woche
um die acht Stunden in seinen Handballverein investiert. Zwei Mal
Training, am Wochenende die Meisterschaftsspiele, Orga, Mailings etc. –
ein enormer Aufwand neben seinem Hauptjob als Betriebsprüfer bei der
Deutschen Rentenversicherung. Um seinen Jungs qualifizierte
Trainingsarbeit bieten zu können, entschloss sich Mathias Debski
zusammen mit seinem Trainerkollegen Andre Buhla, im vergangenen Jahr den
Trainerschein (C-Lizenz) zu machen. „Wir waren über zwei Monate jedes
Wochenende auf Lehrgängen und haben uns das Handball-Knowhow praktisch
und theoretisch angeeignet.“ Stellt sich die Frage: Warum tut der sich
das an? „Ich bin wie meine Trainerkollegen handballverrückt. Wir sind
schon ein cooler Haufen in der Handballabteilung und definieren uns über
Spaß und Zusammenhalt. 2012 sind alle Trainer mit dem Mannschaftsbus
unserer Bundesligamannschaft zum Eishockey nach Düsseldorf gefahren. Das
war `ne Mords-Gaudi“, so Debski, der das schicke Gefährt der Profis
schon mal für seine Nachwuchs-Truppe nutzen durfte: „Zum letzten
Meisterschaftsspiel sind wir mit dem Bus der Ersten angereist. Meine
Spieler waren so heiß darauf, einmal auf den Sitzen von Olli Ragnarsson,
Stefan Thünemann und Co. Platz nehmen zu dürfen. Der Gegner bekam bei
unserer Ankunft den Mund nicht zu. Obwohl wir das Spiel anschließend
verloren haben, haben wir auf der Rückfahrt im Bus gefeiert.“
Doch nach Siegen feiert es sich bekanntlich noch besser! So
geschehen in der letzten Saison, als die Debski/Buhla-Truppe
Kreismeister in der E-Jugend wurde. Damit nicht genug. Sowohl E1 als
auch E2 des TVE konnten sich als Tabellenerster und –zweiter für die
Endrunde qualifizieren. „Und die E2 gewann die Meisterschaft. Die hatten
an diesem Tag die bessere Tagesform. Als Trainer war ich natürlich
unheimlich stolz auf beide Mannschaften. Das war der Punkt zu sagen,
dass ich weitermache.“
In dieser Saison läuft es bislang nicht ganz so optimal, eine
Meisterschaft gibt es nicht zu feiern. Doch nicht nur der
Leistungsgedanke spielt in Debskis Trainerphilosophie eine zentrale
Rolle: „Du musst den Spagat zwischen Leistung und Pädagogik hin
bekommen. Handball soll für Kinder ein Erlebnis sein. Und dazu zählt,
dass alle Jungs ihre Spielanteile bekommen.“
Absolutes Vorbild in Sachen Handball-Jugendarbeit ist für den
D-Jugend-Coach die Füchse-Town in Berlin. „Was Bob Hanning dort
aufgebaut hat, verdient allerhöchsten Respekt. So etwas geht aber nicht
von heute auf morgen, sondern muss über Jahre wachsen. Für den TVE würde
ich mir wünschen, mehr in den eigenen Nachwuchs zu investieren und ein
kreisweites Leistungszentrum in Emsdetten zu installieren. Ein
persönlicher Wunsch von mir ist, in einigen Jahren, wenn unsere Erste
weiter in der Bundesliga spielt, auf der Tribüne zu sitzen und mal sagen
zu können: Der hat in der D-Jugend bei mir trainiert und die Aktion hat
der früher auch schon so gemacht.“
Foto: Trainingshelden