"Ich fühle mich in der Handball-Familie total wohl"
Seit 2016 ist sie einer breiten Öffentlichkeit
Handball-Deutschlands durch das Magazin 7Meter bekannt: Désirée Krause. Schon von Kindesbeinen an
handballbegeistert fand sie über ihr Studium an der Deutschen Sporthochschule
den Berufseinstieg in unsere Sportart und bringt uns seit einigen Jahren die
Protagonisten der DKB Handball-Bundesliga näher. Von den Fähigkeiten der
27-jährigen Rheinländerin ist auch Anett Sattler überzeugt: „Ich habe Désirée im
Januar 2013 kennengelernt. Als Praktikantin von Sport1 hat sie Stefan
Kretzschmar und mich bei der WM in Spanien unterstützt. Da sie sich die Aufgabe
mit einem anderen Praktikanten geteilt hat, musste sie nach der Hälfte des
Turniers nach Hause fliegen. Zwei Tage später war sie wieder da, auf eigene
Faust und Rechnung. Spätestens da war mir klar, dass Desi ein großes Herz für
unseren Sport hat. Dass sie nach Ablauf ihrer Ausbildung einen Job im Handball
gefunden hat, freut mich sehr für sie und ich verfolge ihre Entwicklung mit
großer Zufriedenheit.“
Hallo Désirée, wie bist du nach deinem Studium zur DKB
Handball-Bundesliga gekommen?
Désirée
Krause: „Am Handball hängt mein Herz, seit dem ich fünf Jahre alt
bin. Damals habe ich begonnen, beim HSC Ingelheim zu spielen. Später, während
meines Studiums an der Sporthochschule in Köln, habe ich in der Uni-Mannschaft
mittrainiert. Mein Vorbild in jungen Jahren war Daniel Stephan, später dann
sämtliche Nationalspieler, die 2007 die Weltmeisterschaft im eigenen Land
gewonnen haben. Damals hat mich diese WM voll gepackt und ich war vollends vom
Handball-Virus infiziert. Leider ist es heute neben meinem Job zeitlich nicht
mehr möglich, dass ich selbst aktiv Handball spiele. Zur Agentur Mhoch4, die
seit 2011 Bewegtbild-Partner der HBL ist, bin ich über eine Jobanzeige, die an
der Sporthochschule aushing, gekommen. Schon zuvor hatte ich während meines
Studiums mehrere Praktika bei Sport 1 und Sky im Bereich Handball bzw. Fußball absolviert,
so dass mein sport-medialer Berufsweg schon ein wenig vorgezeichnet war. In den
ersten beiden Jahren bei Mhoch4 habe ich dort mein Volontariat gemacht und
nebenher meine Bachelor-Arbeit geschrieben.“
Seit 2016 bist du für das HBL-Magazin 7Meter verantwortlich.
Wie ist damals die Idee für dieses Magazin entstanden?
Désirée
Krause: „Wir stehen fast täglich mit den Verantwortlichen der
Handball-Bundesliga im regen Austausch wenn es um die Fragestellung geht, wie
wir die Bundesliga auf den Plattformen der HBL und den unserer Medienpartner
weiter pushen können. Ziel bei all unseren Überlegungen ist es, für den
Handball ein Mehr an Reichweite zu erzielen. Damals kam uns die Idee mit
unserem Magazin, um schöne Geschichten rund um den Handball in komprimierter
Form im Internet zu präsentieren. So etwas gab es bis zur Saison 2016/17 noch nicht
und wir hatten damals das Gefühl, das könnte klappen – und haben einfach mal
einen Pilotfilm produziert. Diesen fanden wir ganz cool und so haben wir mit
dem Saisonstart 2016 begonnen, 7Meter in Serie zu produzieren und sind
wöchentlich mit einer neuen Folge online gegangen. Pro Ausgabe erreichen wir
zusammen mit unseren Partnern um die 200.000 Video-Aufrufe. In dieser Saison
hat sich unser Magazin-Format dahingehend geändert, dass wir jetzt 14-tägig erscheinen
und unseren Fokus verstärkt auf Hintergrundberichte aus der DKB Handball-Bundesliga
gelegt haben. Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen aus den Vereinen
funktioniert super und es wird alles getan, um unsere Arbeit zu unterstützen. Auch
ist die Zusammenarbeit zwischen unserer Agentur und der HBL in den vergangenen
Jahren sukzessive ausgebaut worden, so dass ich mich heute bei Mhoch4 ausschließlich
mit dem Thema Handball beschäftige – was ich persönlich sehr schön finde.“
Ich habe vor einigen Monaten mit Anett Sattler ein Interview
geführt. Dabei hat sie auf die Frage: `Was macht für dich den Reiz der
DKB Handball-Bundesliga aus?´ geantwortet: „Die DKB Handball-Bundesliga zeichnet das gute Miteinander aller
Beteiligten aus. Ich habe mich immer willkommen gefühlt. Egal ob Spieler,
Trainer oder Funktionäre, die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten war immer
von Respekt und Wertschätzung geprägt.“ Was macht für dich den Reiz aus, in der
HBL zu arbeiten?
Désirée
Krause: „Anett hat das schon sehr gut zusammengefasst. Ich habe
während meines Praktikums bei Sky im Bereich Fußball gearbeitet und weiß jetzt:
Dort geht es anders zur Sache. Bei den Handballern sind alle nett und
freundlich, alle Spieler auf dem Boden geblieben, haben den Blick nie von oben
herab gerichtet. Auch die Geschäftsführer und die
Kommunikationsverantwortlichen der Vereine sind immer hilfsbereit und bemüht,
einem alles möglich zu machen. Als Journalist kommst du an jeden Spieler, den
du interviewen möchtest, ran. Das ist im Fußball so nicht möglich. Ich fühle
mich in dieser Handball-Familie total wohl. Ich kann mich noch gut an meinen
Einstieg in die Handballwelt erinnern. Bei meinem Praktikum bei Sport1 durfte
ich Anett Sattler und Stefan Kretzschmar bei der Weltmeisterschaft in Spanien
begleiten und war erstaunt, wie nah wir dort an Spielern, Trainern und
Funktionären dran waren. Für mich ein echtes Aha-Erlebnis. Ich war total
geflasht und mir war direkt klar: Das möchte ich in Zukunft machen. Großereignisse
wie Welt- und Europameisterschaften sind der absolute Kracher. Im Kopf hängen
geblieben ist mir auch die WM 2015 in Katar, als ich erstmalig mit einem
eigenständigen Filmteam vor Ort war. Umso mehr freue ich darauf, für die HBL die
anstehende Europameisterschaft in Kroatien journalistisch begleiten zu dürfen.“
Seit dieser Saison ist Sky der Medienpartner der DKB
Handball-Bundesliga und überträgt alle Spiele live. Wie bewertest du als
Medien-Fachfrau die Arbeit des Pay-TV-Senders?
Désirée
Krause: „Ich habe natürlich die Vergabe um die Senderechte an der DKB
Handball-Bundesliga mit Interesse verfolgt und habe mich gefreut, als die HBL
mit Sky den TV-Vertrag geschlossen hat. Ich kannte die Arbeit des Senders zuvor
schon aus der Handball Champions-League. Das war schon damals eine gute
Berichterstattung mit vielen gut aufbereiteten Infos im Vorfeld des Spiels.
Dieses Niveau haben wir jetzt auch in der DKB Handball-Bundesliga. Die
Topspiele sind qualitativ hochwertig produziert, auch die übrigen Spiele absolut
sehenswert. Ich finde es super, dass Sky neue Dinge wie eine Konferenzschaltung
ausprobiert und mit einem Experten-Team teils kontrovers über unsere Sportart
diskutiert wird. Ich bin jetzt schon gespannt auf die Saisonendphase im
Sky-Konferenzmodus. Dieser TV-Vertrag bringt den Handball voran.“
Von vielen Handballfans gibt es im Internet teils heftige
Kritik, dass die Bundesliga-Spiele fast ausschließlich im Bezahlfernsehen zu
sehen sind.
Désirée Krause: „In Sachen Sportberichterstattung im Free-TV waren
die Zuschauer in Deutschland doch lange Zeit sehr verwöhnt. In anderen Ländern
ist die Übertragung populärer Sportarten schon lange mit einer Bezahl-Schranke
versehen. Es ist einfach der Lauf der Dinge, im Sport führt kein Weg am Pay-TV
vorbei, damit sich die teils beträchtlichen Kosten für Senderechte und
Produktion rechnen. Im Gegenzug bekommen die Zuschauer dafür eine gute
Berichterstattung. Zudem gibt es ja noch die Highlight-Zusammenfassung des
Spieltages online auf sky.de und bis zu 12 ausgewählte Topspiele frei empfangbar
im Ersten und in den Dritten Programmen. Nicht zu vergessen die Berichterstattungen
in den Sportmagazinen von ARD und ZDF.“
Wie du schon erwähntest, hast du während deiner Zeit bei Sport1
auch mit Stefan Kretzschmar und Anett Sattler zusammengearbeitet. Wie ist es
für eine junge Studentin, mit solch medial präsenten Personen
`Handball-Fernsehen´ zu machen?
Désirée
Krause: „Stefan Kretzschmars Präsenz ist absolut beeindruckend und er
ist als Person für den Handball enorm wichtig. Von daher war es auch richtig,
dass Sky ihn als Experten geholt hat. Kretzsche steht im Fernsehen für unsere
Sportart und ist einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Ein absolut ehrlicher
Typ, der sagt, was er denkt. Ich finde es erfrischend, wenn er mit seiner
Meinung nicht “hinter´m Berg hält“. Dass ihm unsere Sportart am Herzen liegt,
zeigt auch das `Projekt Leipzig´, das er sehr engagiert begleitet. Auch Anett
Sattler ist eine eigene Marke im Handball. Eine tolle Kollegin, die mich mit ihrer
Professionalität beeindruckt. Wir haben mehrmals miteinander gesprochen, als
feststand, dass sie nicht zu Sky wechselt. Ich finde es schade, dass Anett im
Augenblick im Handball medial nicht so im Fokus steht.“
Im vergangenen Jahr hast du in Köln das Praxisforum Handball
moderiert. Dort war auch Raphael Brinkert von der Agentur Jung van Matt/sports
als Referent geladen, der in seinem Vortrag über die Zukunft des Handballs in
Bezug auf die demographische Entwicklung ein recht düsteres Bild gezeichnet
hat. Jüngere Zielgruppen müssen für den Handballsport begeistert werden, neue
Protagonisten medial inszeniert werden, so sein Rezept. Deine Meinung dazu?
Désirée
Krause: „Ich kann mich noch gut an Raphael Brinkert´s Vortrag
erinnern. Mir ist vor allem seine Aussage im Kopf hängen geblieben, dass sich
der Handball – wie auch etliche andere Sportarten – nicht mit dem Fußball
vergleichen sollte. Dort werden inzwischen Summen aufgerufen, das ist schon echt
Wahnsinn. Ich persönlich finde es gerade gut, dass im Handball nicht so viel
Geld für einen Spieler bezahlt wird und unsere Sportart noch geerdet ist. Der
Zukunft des Handballs sehe ich insgesamt sehr positiv entgegen, aktuell – und
in den nächsten Jahren – steht eine spannende Entwicklungsphase an. Auch wenn
es sportlich nicht nach Wunsch lief, die Organisatoren der Frauen-WM in
Deutschland haben gute Arbeit geleistet und den Grundstein für eine weitere
Förderung des Frauen-Handballs gelegt. Unsere Männer-Nationalmannschaft fährt
in diesem Monat als Titelverteidiger zur EM nach Kroatien. Im nächsten Jahr
steht die Heim-WM gemeinsam mit Dänemark als Ausrichter an. Die
Verantwortlichen beim DHB wissen heute, wie sie eine Weltmeisterschaft planen
und ausrichten müssen, um diese für den deutschen Handball nachhaltig zu gestalten. Und das `Projekt Goldmedaille´
bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020 wirft auch seine Schatten voraus. Es
stehen also spannende Großveranstaltungen an, die mich zuversichtlich nach
vorne blicken lassen. Zumal auch unsere Bundesliga aktuell “verrückt“ spielt.
So viel Spannung gab es in der Liga lange nicht mehr und es macht superviel
Spaß, das Ganze zu verfolgen. Auch Menschen außerhalb des Handballs bekommen
das mit. Die Frage, die uns natürlich alle beschäftigt, ist die der
Nachhaltigkeit, um für den Handball ein Mehr an Medienpräsenz zu erzeugen. Ein
Ansatz, der von Raphael Brinkert angesprochen wurde und der Sinn ergibt, ist,
Typen aufzubauen, die auch außerhalb unseres Sports wahrgenommen werden.
Kretzsche ist schon seit etlichen Jahren in Unterhaltungsshows außerhalb des
Handballs unterwegs und macht seinen Job sehr gut. Wer kommt nach? Natürlich
braucht es sogenannte “Rampensäue“, die darauf Bock haben. Aber nicht jeder ist
dafür gemacht, sich in den Unterhaltungsmedien zu tummeln. Und bitte nicht
immer Vergleiche mit Kretzsche ziehen, denn so einen findet man nicht so oft im
Sport. In der Bundesliga und in der Nationalmannschaft gibt es Super-Typen, die
spannende Geschichten haben – und diese versuchen wir mit unserem Magazin
7Meter zu erzählen. Ich finde, dass Uwe Gensheimer einer ist, der vom Typ her
medial gut rüber kommt. Und Andi Wolff hat 2016 bewiesen, wie man nach einem
sportlichen Triumph den Hype mitnehmen kann. Ihn kennt man auch außerhalb der
Handballgemeinde und sein Typ ist heute noch in den Medien gefragt.“
Désirée, vielen Dank für das ausführliche Gespräch und gutes
Gelingen bei der EM 2018 in Kroatien und in der Rückrunde der DKB
Handball-Bundesliga.
Fotos: Max Sander - HBL - Stregspiller