Mattias Andersson: „Wir als Torhüter sind unter den Handballern schon ein eigenes Volk"

Selten habe ich ein so “aktives Interview“ geführt wie nach dem Finale des DHB-Pokalturniers in der Emshalle. Fast hätte ich selber meine Laufschuhe angezogen, um ein wenig mit Mattias Andersson auszulaufen. Und nach dem Laufen ist vor dem Stretching. Während ich es mir auf einem Stuhl bequem mache und dem schwedischen Weltklasse-Torhüter ein paar Fragen stelle, ist sein Aktionismus in Sachen körperlicher Ertüchtigung ungebrochen.

Hallo Mattias, du hast in großen Vereinen wie dem FC Barcelona und dem THW Kiel gespielt. Seit 2011 stehst du bei der SG Flensburg-Handewitt zwischen den Pfosten. Was ist das Besondere an der SG?
Mattias Andersson: „Die SG Flensburg-Handewitt ist ebenso eine Spitzenmannschaft, die immer oben mitspielt. Zudem ist die Stimmung im Verein sehr familiär und die Fans in der Flens-Arena unterstützen uns leidenschaftlich. Das bei uns viele Skandinavier unter Vertrag stehen, kommt mir als schwedischen Torhüter natürlich entgegen. Es sind alle gute Handballer, sehr familiär und loyal eingestellt.“

Apropos Flens-Arena – die Stimmung wird im Allgemeinen als die beste in den deutschen Handball-Arenen bezeichnet. Wie ist es für dich, dort zu spielen?
Mattias Andersson: „Unsere Halle ist fast immer ausverkauft, die Stimmung einfach unglaublich. Die Fans auf der Stehplatztribüne hinter dem Tor haben ein sehr gutes Gespür dafür, wenn wir sie brauchen.“

Du hast von 2001 bis 2008 beim THW Kiel gespielt. Wie war es damals unter Trainer Noka Serdarušić? Wie ist es jetzt im Vergleich, unter Ljubomir Vranjes zu arbeiten?
Mattias Andersson: „Noka und die damalige Mannschaft haben mich unglaublich geprägt. Es gab eine unglaubliche Winner-Mentalität, es wurde immer Gas geben. Zudem habe ich taktisch und technisch sehr viel gelernt. Damals wie heute gilt für mich: Jedes Spiel ist wichtig, ob in Emsdetten oder in Kiel. Ich finde es im Allgemeinen sehr schwierig, Menschen miteinander zu vergleichen, das gilt auch für Noka und Ljubomir. Mein aktueller Trainer arbeitet unglaublich akribisch und schickt uns immer bestens vorbereitet in ein Spiel.“

Stichwort: Torhüter – sie gelten im Handball ein wenig als verrückt. Muss man das sein, um sich Bälle mit bis zu 120 Km/h um die Ohren werfen zu lassen?
Mattias Andersson: „Wir als Torhüter sind unter den Handballern schon ein eigenes Volk. Du bist ein wenig wie ein Einzelsportler mit anderen Trainingsmethoden und Vorbereitung auf´s Spiel.“

Du bist 37 Jahre alt. Wie lange möchtest du noch spielen?
Mattias Andersson: „Ich habe noch Vertrag bis 2017. Ich denke, dass dann für mich Feierabend ist und ich mit meiner Familie zurück nach Schweden gehen werde. Doch im Moment fühle ich mich noch sehr fit. In meinem Alter habe ich meinen Weg gefunden, mit den körperlichen Belastungen im Leistungssport klar zu kommen. Als älterer Spieler muss ich länger arbeiten, z.B. bei Gymnastik und Ausdauer, um das gleiche Leistungspotential wie in jüngeren Jahren abrufen zu können. Der Vorteil im Alter: Ich weiß sehr genau, was mein Körper braucht.“

Mattias, vielen Dank für das Interview.


Fotos: Trainingshelden - SG Flensburg-Handewitt


Autor: Max Sander

Reportagen hinter der Seitenlinie

Neueste Einträge