Nach eigener Aussage auf der Pressekonferenz hatte er
während der gesamten 60 Minuten ein Dauergrinsen im Gesicht. Bob
Hanning war angetan von den Darbietungen seiner Jung-Füchse im
Bundesligaspiel gegen den TV Emsdetten. Gleich vier seiner Talente
durften gegen den Tabellenletzten ran und steuerten beim 34:19-Heimsieg
insgesamt 19 Tore zum Sieg bei. Grund genug, sich nach dem Spiel mit dem
Füchse-Geschäftsführer der Füchse über sein Nachwuchskonzept zu
unterhalten.
Herr Hanning, welche Idee steckt hinter dem Nachwuchs-Projekt “Füchse-Town“?
Bob Hanning: „Ich glaube,
eindrucksvoller konnte sich heute unsere Nachwuchsarbeit nicht
präsentieren. Mit Colja Löffler, Fabian Wiede, Jonas Thümmler und Paul
Drux standen vier Akteure überwiegend auf dem Parkett, die aus meiner
A-Jugend kommen. Schön zu sehen, dass die Arbeit Früchte trägt. Wir
haben die Kräfte gebündelt, neben dem Verein sind der Olympiastützpunkt,
der Senat und der Handballverband Berlin in “Füchse-Town“ involviert.
Die vier genannten Spieler sind aber nicht die Einzigen, die aus unserem
Nachwuchs den Sprung auf die Bundesliga-Bühne geschafft haben. Johannes
Sellin, Gabor Langhans und Ramon Tauabo (MT Melsungen bzw. TuS
N-Lübbecke, Anm. d. Red.) sind ehemalige Jungfüchse.“
Im Juni diesen Jahres sind die A-und die B-Jugend ihres Vereins
Deutscher Jugendmeister geworden. Einen Monat später gaben Sie den
Startschuss für die “Füchse-Town“. Wie lässt sich der Erfolg noch
steigern?
Bob Hanning: „Ich habe das
Projekt nicht auf den Weg gebracht, nur um Deutscher Meister zu werden.
Wichtig ist uns eine ganzheitliche Ausbildung. Neben Sport und
Schule/Beruf steht eine gesundheitliche Ausbildung unserer Jugendlichen
im Fokus. Auch sollen sie Respekt vor körperlich hart arbeitenden
Menschen lernen. Deshalb schicken wir unsere jungen Spieler zur BSR, um
die Arbeit bei der Müllabfuhr kennen zu lernen. Es freut mich natürlich
unheimlich, die Talente in unsere Bundesliga-Mannschaft integrieren zu
können.“
Stichwort Anschlussförderung: Was müssen Bundesligavereine machen,
damit ihre Talente in der 1. Mannschaft Fuß fassen bzw. was müssen
Talente mitbringen, um sich in der HBL durchzusetzen?
Bob Hanning: „Das kann ich kurz und prägnant für beide Seiten auf den Punkt bringen: Mut haben.“
Heiner Brand plädiert für eine Quotenregelung für deutsche Talente in der 1. Liga. Wie stehen Sie dazu?
Bob Hanning: „Ich halte von
einer Quotenregelung gar nichts. Der DHB wird demnächst gemeinsam mit
der HBL und den Landesverbänden ein Grundkonzept auf den Weg bringen.
Dann brauchen wir über eine Quote nicht mehr zu reden.“
Füchse-Trainer Dagur Sigurðsson hat viele Ideen in Sachen
Nachwuchsarbeit aus seiner Heimat in die “Füchse-Town“ mit einbringen
können. Was kann der deutsche Handball von Island lernen?
Bob Hanning: „Dagur ist
superwichtig für uns, weil er das ganze Füchse-System lebt und liebt.
Ich habe ihn als jungen Trainer geholt, weil ich zu 100 % von seinen
Qualitäten überzeugt bin. Er ist ein Teil in unserem Funktionssystem,
das die Jungen auf ihrem sportlichen Werdegang begleitet und Halt gibt.
Volker Zerbe fungiert dabei als Bindeglied zwischen Nachwuchs und
Profis. Ein wesentlicher Vorteil bei “Füchse-Town“ ist, dass der Weg
zwischen Internat und Halle nur 50 m beträgt und sich die jungen Spieler
auf das Wesentliche konzentrieren können.“
Die Füchse haben in Berlin große sportliche Konkurrenz. Ist der
vermehrte Einsatz von jungen deutschen Spielern ein Weg, um in der
Hauptstadt für mehr Identifikation zu sorgen?
Bob Hanning: „Für mich ist
es eine große Motivation, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen, wenn
sich die Handballfans mit den Füchsen und unserem Nachwuchskonzept
identifizieren können.“
Herr Hanning, vielen Dank für das Interview.
Foto: camera4