Magazin

"Nicht wenige sprechen von der stärksten 2. Bundesliga aller Zeiten"

Seit einem Jahr ist er beim TV Emsdetten die sportliche Nr. 1 zwischen den Pfosten: Konstantin Madert. Dabei hatte der 29-jährigen Keeper, der schon in jungen Jahren das `Kunststück´ fertig brachte, die Trikots aller drei Bundesligavereine Ostwestfalens zu tragen, beim `Zweitliga-Dino´ aus dem Münsterland mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Um in der Rückrunde der vergangenen Saison einer der Erfolgsgaranten im Team von Trainer Daniel Kubes zu sein.

Konstantin, du trainierst seit Anfang des Jahres mehrmals wöchentlich in Dortmund. Was hat es damit auf sich?
Konstantin Madert: „Im Herbst des vergangenen Jahres hatte ich aufgrund einer Beckenschiefstellung permanent Schmerzen in meinem linken Bein, so dass ich im November und Dezember kaum spielen und trainieren konnte. Damals habe ich zusammen mit meinem `Mentalcoach´ Frank Schoppe überlegt, was in meinem Fall zu tun ist. Frank ist im Bereich Leistungsmanagement unterwegs, hat gute Beziehungen in die Sportszene und ist unter anderen für Spieler wie Steffen Weinhold und Raul Santos vom THW Kiel zuständig. Er hat mir das Sport- und Leistungszentrum von B2B performance in Dortmund empfohlen. Dort haben sie erstmals genau festgestellt, wo die Ursachen für meine Schmerzen liegen. Dann ging es daran meinen Körper wieder gesund zu bekommen. Mit einem individuell auf mich zugeschnittenen Training habe ich es innerhalb von sechs Monaten geschafft, bestimmte Fehlstellungen zu beheben und gezielt Muskelaufbau zu betreiben. Aktuell verspüre ich keine Schmerzen mehr und kann mich wieder voll auf meinen Job als Torwart konzentrieren. Das war in der vergangenen Saison nicht immer der Fall, da ich mich häufig nur so bewegt habe, um Schmerzen zu vermeiden. Damals musste ich auch einige Schmerzmittel zu mir nehmen, diese brauche ich jetzt nicht mehr. Die ganze Aktion hat mir insgesamt sehr viel gebracht und ich baue die `Hausaufgaben´ aus Dortmund in mein tägliches Training ein.“

Wenn man dich auf dem Spielfeld beobachtet, fällt auf: Du hast abgenommen und wirkst in deinen Aktionen insgesamt athletischer. Wie man hört, lässt du dich auch in Sachen Ernährung beraten.
Konstantin Madert: „Mit meinen Heim-Physiotherapeuten von Körperbau aus Lemgo habe ich fast zeitgleich zum Training in Dortmund meine Ernährung umgestellt. Zu Beginn stand eine Caliper-Hautfalten-Messung auf dem Programm, wo an 20 Stellen meines Körpers der Fettanteil gemessen wurde. Ich habe recht starke Beine und kann Nahrungsmittel mit einem hohen Kohlenhydratanteil nicht so gut verstoffwechseln. Heute lasse ich in meiner Ernährung jegliches Getreide komplett weg. Stattdessen ernähre ich mich sehr eiweißhaltig. Auf meinem Speiseplan stehen neben viel Fleisch und Fisch auch viele Eiweißshakes und Nahrungsergänzungsmittel, unterstützt durch Chlorella-Algentabletten. Ein typisches Gericht ist Reis mit Filetstreifen und Gemüse, anschließend noch ein Protein-Pancake. Obwohl ich heute deutlich mehr esse, habe ich an Gewicht abgenommen. Zu Beginn meiner Ernährungsumstellung hatte ich einen Körperfettanteil von 19 %, aktuell liegt der bei um die 10 %. Bei Körperbau in Lemgo werde ich gerne als Referenzobjekt gezeigt: Mehr Muskelmaße, weniger Fett. Ich fühle mich fitter und regeneriere schneller nach körperlicher Belastung. Auch in den Bereichen Kraft und Ausdauer zeigen meine gesamten Werte nach oben. Inzwischen haben auch meine Teamkollegen Marten Franke und Merten Krings ihre Ernährung dahingehend umgestellt.“  

In knapp zwei Wochen startet die Handball-Bundesliga. Mit welchen Zielen geht ihr in die neue Spielzeit?
Konstantin Madert: „Wir als Mannschaft haben unsere Ziele nicht an einem bestimmten Tabellenplatz festgemacht. Wir wollen an die insgesamt starke Rückrunde der vergangenen Saison anknüpfen und möchten konstant gute Leistungen abrufen. Die Neuzugänge passen gut ins Team. Ich bin davon überzeugt, dass Dirk Holzner einen Oddur Grétarsson auf Linksaußen eins zu eins ersetzen kann. Dirk ist vor zwei Jahren als einer der Toptorschützen der 2. Bundesliga zum ThSV Eisenach in die 1. Liga gewechselt, wo er aber mit viel Verletzungspech zu kämpfen hatte. Bleibt er davon bei uns verschont, werden wir noch viel Freude an ihm haben. Und auch Jan Hübner im Mittelaufbau ist ein Guter. Man muss aber mit ihm Geduld haben. Er ist noch sehr jung und gerade erst von Magdeburg nach Emsdetten gezogen. Erstmals eine eigene Wohnung, dazu ein neuer Verein mit neuem Umfeld, da braucht es Zeit, um anzukommen. Über unseren neuen Torhüter Mark Ferjan kann ich bislang wenig sagen. Beim seinem damaligen Probetraining beim TVE konnte ich verletzt nicht teilnehmen. Aber er entstammt der erfolgreichen A-Jugend der Füchse Berlin und ist slowenischer Jugend-Nationalspieler. Das spricht für ihn. Dass er noch nicht in die Vorbereitung bei uns eingestiegen ist, macht für mich persönlich die Sache als einzigen Torwart nicht einfacher. Gut, dass manchmal Dominik Schnetgöke von den Youngstern aushilft. Ich bin gespannt, wie wir uns beim Saisonstart präsentieren werden. Im Moment ist für mich schwer zu bestimmen, wo wir leistungsmäßig stehen und wie wir uns in dieser starken Liga behaupten werden. Es wird aber nicht einfach werden. Nicht wenige sprechen von der stärksten 2. Bundesliga aller Zeiten, die zu den Top 5 der Handballligen Europas zählt. Topfavoriten auf den Aufstieg sind für mich Balingen und der Bergische HC, auch die Aufsteiger dürften insgesamt eine starke Rolle einnehmen. Für Vereine mit finanziell wenig Spielraum wird es schwieriger werden, oben anzugreifen. Wobei ich hier in Emsdetten mittelfristig schon Möglichkeiten für einen erneuten Aufstieg in die 1. Bundesliga sehe. Wenn ich mir alleine das wirtschaftliche Potential mit vielen erfolgreich agierenden mittelständischen Unternehmen anschaue, müsste in dieser Stadt in Sachen Spitzenhandball mehr möglich sein. Im Moment verschwende ich aber wenig Gedanken an die 1. Liga und konzentriere mich voll auf das Hier und Jetzt, aber als zusätzliche Motivation ist es in meinem Hinterkopf.“

Konstantin, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in der kommenden Saison.  

Fotos: Dieter Dorn - Max Sander


Autor: Max Sander

Magazin

Reportagen hinter der Seitenlinie

Neueste Einträge