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„Jacob gehört zur SG wie das Wasser in die Förde“

„Jacob gehört zur SG wie das Wasser in die Förde“

Aktuell ist Jacob Heinl ein gefragter Mann, wenn es um seine Person und die SG Flensburg-Handewitt geht. Sportlich läuft es gerade rund, beim Tabellenführer hat der 30-jährige seinen festen Platz im Innenblock. Das war nicht immer so, denn in den vergangenen Jahren musste der Flensburger Jung so einige krankheits- und verletzungsbedingte Pausen einlegen. Um menschlich gereift wieder zurückzukommen. SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke hat nach erfolgreichem Vertragsabschluss kürzlich verlautbaren lassen: „Jacob ist ein wahres Urgestein unseres Vereins und gehört zur SG wie das Wasser in die Förde.“

Hallo Jacob, seit 23 Jahren trägst du das Trikot der SG Flensburg-Handewitt und bist als Eigengewächs die Identifikationsfigur für die Fans. Was ist aus deiner Sicht das Besondere an Handball made in Flensburg?
Jacob Heinl: „Auch wenn in meinem Pass als Geburtsort Hamburg steht, fühle ich mich als echter Flensburger. Ich bin schon mit zwei Jahren hierher gezogen und habe somit meine Kindheit und Jugend an der Förde verbracht. Das Besondere ist die Atmosphäre im gesamten Verein und in unserer Mannschaft. Die ist überragend. Ich spiele ja schon ein paar Jahre bei den Profis und in den vergangenen Jahren gab es immer eine gewisse Fluktuation. Darunter hat die Stimmung im Team aber nie gelitten. Der Einfluss unserer Dänen und Schweden spielt dabei natürlich eine gewisse Rolle. Gute Stimmung – das ist typisch skandinavisch. Spieler, die neu zu uns kommen, fällt das sofort auf und sie erzählen mir, dass sie das so noch nicht erlebt haben. Die SG Flensburg-Handewitt ist ein Traditionsverein. Stadt und Fans stehen zu 100 Prozent hinter diesem Verein. Ich habe mit 8 Jahren mit dem Handball spielen begonnen, bin als Kind mit den Profis in der Fördehalle eingelaufen. Später in der Jugend habe ich mit Dauerkarte auf der Nordtribüne gestanden. Das ich jetzt als Eigengewächs für meinen Verein in der Bundesliga und Champions League spielen darf, damit ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich bin der Einzige nach Jan Holpert, dem das gelungen ist. Und klar, als Einheimischer bin ich hier für die Fans und die Spieler in der Jugend eine Identifikationsfigur. Meine Hoffnung ist, dass sich dank unserer professionellen Jugendarbeit zukünftig das ein oder andere Talent ebenfalls im Profibereich etablieren kann.“

Nach 14 Monaten krankheitsbedingter Pause hast du im Februar 2016 dein Comeback gefeiert, um nur einen Monat später mit einem Sehnenriss in der Oberschenkelmuskulatur wieder für längere Zeit auszufallen. Eine echte `Achterbahn der Gefühle´, oder? Wie sehr hat dich deine Krankheitsgeschichte verändert?
Jacob Heinl: „Die Phase der Erkrankung war keine einfache Situation für mich. Umso schöner natürlich das Gefühl, nach so langer Zeit wieder spielen zu können. Die Stimmung damals in der Flens-Arena bei meiner Einwechslung, nur kurze Zeit später werfe ich dann auch noch ein Tor – unglaublich, schwer zu beschreiben. Die Verletzung wenige Wochen später war definitiv ein Schock für mich. Ich hatte ja noch nicht wirklich viel gespielt, und schnell wurde mir klar, dass ich die Saison abhacken kann. Was mir geholfen hat, war die Tatsache, dass es sich um eine normale Sportverletzung handelte. Die Regeneration dauert seine Zeit, aber ich kann wieder spielen. Meine Zielsetzung damals: Zur neuen Saison wieder voll angreifen. Aus meiner Krankheitsgeschichte habe ich gelernt, wie unfassbar viel Wert es hat, gesund und nicht eingeschränkt zu sein. Als Mensch bin ich entspannter geworden, sehe viele Dinge nicht mehr so verbissen, da ich weiß, wie schnell es vorbei sein kann. Ich versuche den Moment zu genießen und finde es einfach wunderbar, dass ich vom Verein die Chance bekommen habe, weiter hier zu spielen.“

Kürzlich wurde dein Vertrag um ein Jahr bis 2018 verlängert. Welche Ziele hast du dir für diese Zeit gesteckt?
Jacob Heinl: „Ich persönlich möchte im Spiel wieder ein konstant hohes Niveau erreichen. Das dauert aber einfach seine Zeit. Zudem möchte ich mich – auch wenn ich schon jenseits der 30 bin - sportlich noch weiter entwickeln. Wir als Mannschaft wollen Titel gewinnen. Das muss das Ziel sein, wenn man so ein gutes Team beisammen hat. Wir stehen aktuell auf dem ersten Tabellenplatz, natürlich wollen wir auch am Ende dort stehen. Ich bin sehr optimistisch, dass uns das gelingt. Dabei denken wir – auch wenn es abgedroschen klingt – nur von Spiel zu Spiel. Neben den sportlichen Zielen steht bei mir über allem: Gesund bleiben.“

Im vergangenen Monat hat sich Tobias Karlsson verletzt, du bist jetzt im Mittelblock gesetzt. Eine große Chance, dich zu beweisen.
Jacob Heinl: „Ich freue mich immer, viel zu spielen. Aber Tobias Karlsson fehlt uns natürlich, da er der  beste Abwehrspieler der Welt ist. Er hat ein überragendes Stellungsspiel und Blockverhalten, zudem ist er im Spiel eins gegen eins nur schwer zu überwinden. Ich habe schon viel von ihm lernen dürfen, auch menschlich. Einen besseren Kapitän als ihn kann ich mir nicht vorstellen. Tobias motiviert und pusht die Mannschaft, hat zudem auch jeden Einzelnen im Blick. Aktuell gibt er mir vor Anpfiff den einen oder anderen Tipp, worauf ich bei gewissen Gegenspielern achten soll. Und nach Spielende höre ich mir sein Feedback an.“ 

In dieser Woche startet Christian Prokop mit seiner Trainertätigkeit bei der Nationalmannschaft. Du hast selber bislang 25 Länderspiele absolviert, bist aktuell eine feste Größe beim Bundesliga-Tabellenführer. Schon mal wieder Gedanken an ein Comeback in der Nationalmannschaft gemacht?
Jacob Heinl: „Ich konzentriere mich gerade voll und ganz auf Flensburg, die Nationalmannschaft ist bei mir nicht im Fokus. Bislang hatte auch keinen Kontakt zu Christian Prokop. In den letzten zwei Jahren hat sich in der Nationalmannschaft vieles zum Positiven entwickelt. Gerade auf meiner Position gibt es dort viele sehr gute Spieler und somit enorme Konkurrenz. Aber bei einem Anruf würde ich natürlich nicht Nein sagen.“

Nach fast sieben Jahren verlässt im Sommer Ljubomir Vranjes die SG Flensburg-Handewitt. Was zeichnet ihn als Trainer und Menschen aus?
Jacob Heinl: „Zu Beginn meiner Zeit bei den Profis war er ja noch als Spieler bei der SG aktiv. Er hatte eine unglaubliche Spielübersicht, die so weltweit nur wenige Spielmacher für sich in Anspruch nehmen konnten. Diese Fähigkeit, ein Spiel zu lesen, kommt ihm jetzt auch als Trainer zugute. Ihn zeichnet aus, dass er während eines Spiels noch zu reagieren weiß und aus bestimmten Spielsituationen die richtigen Schlüsse zieht. Mit seinen taktischen Varianten weiß er immer wieder zu überraschen. Persönlich habe ich ihn als tollen Menschen kennen gelernt. Gerade während der Zeit meiner Erkrankung hat mir Ljubo jegliche Unterstützung und alle Zeit der Welt gegeben. Er hat mir Mut gemacht und mir das Gefühl vermittelt, weiterhin Teil der Mannschaft zu sein. Ich habe von ihm viele Freiräume bekommen, auch um den Kopf frei zu bekommen. Das rechne ich ihm hoch an und dafür bin ich unglaublich dankbar.“ 

Jacob, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in den laufenden Wettbewerben.


Foto: SG Flensburg-Handewitt


Autor: Max Sander

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