„Das REWE Final Four – die Mutter aller Handball-Events“, so
tönte es am vergangenen Wochenende aus den Lautsprechern der Barclaycard Arena.
Seit 1994 findet diese Veranstaltung nun schon in Hamburg statt und bildet mit
jeweils 13.200 Zuschauern am Halbfinal- und Finaltag einen würdigen Rahmen für
die Kür des neuen deutschen DHB-Pokalsiegers. Verantwortlich für diesen Event
ist HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. Nach der Siegerehrung habe ich mich mit
ihm unterhalten.
Herr Bohmann, Dierk Schmäschke hat mir gestern im Interview
gesagt: Das REWE Final Four ist eine Veranstaltung auf Weltklasseniveau. Welche
Bedeutung hat die Veranstaltung für den deutschen Handball? Wie nehmen Sie das
Wochenende in Hamburg persönlich wahr?
Frank Bohmann: „Das REWE Final Four ist eine erstklassige
Visitenkarte für unseren Sport und das Kompliment kann ich nur unterstreichen.
Diese Veranstaltung ist ein wichtiger Teil der Gesamtmarke Handball-Bundesliga.
Doch wir schaffen nur den Rahmen, entscheidend ist die sportliche Leistung der
Clubs. Dafür kommen die Leute seit Jahren nach Hamburg. 2015 habe ich schon
gedacht: Es kann nicht mehr besser werden. Doch was in den letzten beiden Tagen
hier sportlich und stimmungsmäßig ablief, da wurde das Final Four aus dem
vergangenen Jahr noch Mal getoppt. Das ist gut für die Bundesliga und den
Handball im Allgemeinen. Wir haben uns durch die Marktforschung überprüfen
lassen, die neuesten Daten aus den sozialen Medien geben uns Recht. Wir haben
an diesem Wochenende erstmalig mit 360⁰-Kameras und verschiedenen
Clipping-Formaten gearbeitet, die Zugriffszahlen in den Netzwerken sind sehr
gut. Doch es gibt Entwicklungspotential, in den nächsten Jahren wird es in
diesem Bereich noch viel Neues geben.Ich persönlich muss mich bei den Spielen emotional
rausnehmen, ich halte zu keinem Club. Aber nach Schlusspfiff bin ich immer
schweißgebadet.“
Die HBL hat die Verträge mit der Barclaycard Arena gerade
langfristig verlängert. Gab es Alternativüberlegungen?
Frank Bohmann: „Es hat in der Vergangenheit attraktive
Angebote gegeben. Aber Hamburg ist unsere Stadt, auch die Arena passt zu uns.
Jeder Wechsel in eine andere Stadt kann das Final Four nur schlechter werden
lassen.“
Spüren Sie hier beim REWE Final Four bzw. generell den
Rückenwind durch den Titelgewinn bei der Europameisterschaft?
Frank Bohmann: „Klar spüren wir natürlich die positive
Stimmung, die den Handball aktuell umgibt. Doch das REWE Final Four war schon
vor dem Gewinn des EM-Titels ausverkauft. Wahrscheinlich hätten wir die Arena
hier in Hamburg jetzt zweimal voll bekommen. Die Stimmung ist pro Handball. Das
muss unsere Sportart und die HBL als Marke nutzen.“
Im vergangenen Monat habe ich ein Interview mit
TUSEM-Geschäftsführer Dr. Niels Ellwanger geführt. Der hat mir erzählt, dass es
am Montag nach dem EM-Finale in deren Geschäftsstelle zwanzig Anrufe von Eltern
gab, die ihre Kinder zum Handballspielen anmelden wollten. Was geht Ihnen durch
den Kopf, wenn Sie so etwas hören?
Frank Bohmann: „Das ist eine gute Nachricht und freut mich
natürlich. Damit der Boom eine Nachhaltigkeit erreicht – und da sind vor allem
die Vereine, die Landesverbände und der DHB gefordert – muss es uns gelingen,
viele Kinder und Jugendliche für den Vereinssport zu gewinnen. Und diese müssen
auch längerfristig am Ball bleiben. Der Handball muss zudem vermehrt Einzug in
die Schulen halten.“
Handball – auf dem Weg zur absoluten Nr. 2 unter den
deutschen Mannschaftssportarten?
Frank Bohmann: „Diesen Wettbewerb
möchte ich nicht offensiv betreiben. Ich wünsche Basketball und Eishockey nur
das Beste. Allerdings ist es richtig, dass wir selbstbewusst genug sind, um uns
als Ballsportart Nummer 1 hinter Fußball wahrzunehmen. Vieles spricht dafür,
dass wir dies weiter festigen werden. Der THW Kiel ist beeindruckend in das
Final Four-Turnier der Königsklasse eingezogen, Frisch Auf! Göppingen spielt
mit um den Sieg im EHF Cup, natürlich blicken wir erwartungsvoll auf unser
Nationalteam bei den olympischen Sommerspielen, auch die Qualifikation der WM
2017 ist durch den EM-Titel sicher. Das heißt, dass wir eine Wegstrecke vor uns
haben, die dem Handball und seinen Partnern so etwas wie Planungssicherheit
gibt. Natürlich spielt dabei auch die WM 2019 eine wichtige Rolle, die
Deutschland gemeinsam mit Dänemark ausrichten wird. All dies, kombiniert mit
der Leistungsstärke unserer Clubs, der jungen Nationalmannschaft und der
Erkenntnis, dass es nur gemeinsam geht, lässt mich positiv in die Zukunft
blicken.“
Herr Bohmann, vielen Dank für das Interview.