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„Sportlich dauerhaft zu den zehn besten Mannschaften der Handball-Bundesliga gehören“

Wer am vergangenen Wochenende beim Spiel TSV Hannover-Burgdorf vs. THW Kiel in der TUI Arena zugegen war, konnte hautnah erleben, welches Potential in Sachen Handball in der niedersächsischen Landeshauptstadt vorhanden ist. 9.800 Zuschauer bildeten einen tollen Rahmen für das Bundesligaspiel, in dem die Recken dem Favoriten von der Ostsee bis in die Schlussminute hinein Paroli boten und sich am Ende denkbar knapp 26:27 geschlagen geben mussten. Dennoch darf sich Hannover trotz der sportlichen Niederlage als Gewinner fühlen, denn zur neuen Spielzeit wird die Multi-Funktions-Arena auf der EXPO Plaza dauerhaft zur Heimspielstätte – und die Begegnung gegen den THW kann einmal mehr als gelungener Testballon gewertet werden. Wir haben mit Recken-Geschäftsführer Benjamin Chatton über die Zukunft seines Vereins gesprochen.

Herr Chatton, zur neuen Saison zieht die TSV Hannover-Burgdorf komplett in die TUI Arena um. Welche Gründe waren ausschlaggebend für diese Entscheidung?
Benjamin Chatton: „Nach vielen kleineren Passagen wollen wir das nächste Kapitel in der Recken-Geschichte gestalten. Für unsere strategische Ausrichtung ist eine Anpassung der Rahmenbedingungen notwendig. Daher wird die TUI Arena ab der kommenden Saison unsere Hauptspielstätte werden. Die Swiss Life Hall wird aber nicht nur tägliche Trainingsstätte der Mannschaft sein, sondern auch weiterhin ein Teil der Recken-Familie bleiben.“

Durch den neuen TV-Vertrag zwischen HBL und den Senden Sky und ARD gibt es wieder feste Spieltage in der Handball-Bundesliga. Inwiefern hat dieser Vertrag ihre Entscheidung beeinflusst, in die TUI Arena zu gehen?
Benjamin Chatton: „Beide Entscheidungen sind sowohl zeitlich als auch inhaltlich unabhängig voneinander zu betrachten.“

Bei einem Handballspiel passen knapp 10.000 Zuschauer in die TUI Arena. Damit rückt die TSV Hannover-Burgdorf in Sachen Zuschauerkapazität in die Top 5 der Handball-Bundesliga vor. Möchten sich die Recken auch sportlich dort etablieren?
Benjamin Chatton: „Unsere Zielsetzung bleibt es, sportlich dauerhaft zu den zehn besten Mannschaften der DKB Handball-Bundesliga zu gehören. Zudem wollen wir unsere gesellschaftliche Relevanz mit der dazugehörigen Verantwortung nicht nur wahrnehmen, sondern perspektivisch mit neuen Impulsen untermauern.“

Ich habe vor einigen Jahren mit damaligen THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt über den Etat des THW Kiel gesprochen. „Unser größtes Kapital ist unsere Halle, die mit 10.200 Zuschauern immer ausverkauft ist. Den Rest unseres Etats generieren wir über unsere Sponsoren“, so Elwardt. Welche Auswirkungen hat der Umzug auf zukünftige Etatplanungen?
Benjamin Chatton: „Um den anspruchsvollen Erwartungen an eine sportliche Weiterentwicklung gerecht zu werden, ist eine perspektivische Erhöhung des Etats notwendig. Hierfür müssen wir unser Potential in allen Bereichen voll ausschöpfen. In unserem Konzept werden beide Spielstätten weiterhin eine wichtige Rolle spielen.“

Durch die Erfolge der Nationalmannschaft hat der Handball in Deutschland im vergangenen Jahr einen Aufschwung erlebt. Spüren Sie diesen Boom?
Benjamin Chatton: „Die Nationalmannschaft ist das Aushängeschild unserer Sportart. Welche Teamsportart außer dem Fußball kann schon von sich behaupten, zweistellige Millioneneinschaltquoten generieren zu können wie beispielsweise beim EM-Finale 2016? Den allgemein Sportinteressierten kann man kurzfristig in der Breite und national über Erfolge der Nationalmannschaft für unsere Sportart begeistern. Generell gilt: Ist die Nationalmannschaft erfolgreich, dann profitieren davon auch die Vereine der DKB Handball-Bundesliga.“

Im Großraum Hannover haben die Recken in Sachen Profi-Handball ein Alleinstellungsmerkmal, da sich ehemalige (Zweit-)Bundesliga-Vereine wie Eintracht Hildesheim, SF Springe und HSV Hannover aktuell nur in der 3. Liga tummeln. Welche Maßnahmen laufen aktuell und zukünftig, um dieses große Zuschauerpotential regelmäßig in der TUI-Arena begrüßen zu können?
Benjamin Chatton: „Unser Ziel ist es, dauerhaft die Begeisterung für Spitzenhandball zu wecken. Mit den Vereinen in der Region streben wir grundsätzlich eine kooperative Zusammenarbeit an. Jeder Zuschauer soll Fan bei seinem Heimatverein bleiben, für Spitzenhandball und internationale Topstars kann er aber gerne zu uns kommen.“

In Sachen Zuschauergunst und Medieninteresse konkurrieren die Recken mit dem Fußball-Bundesligisten Hannover 96. Vor Jahren gab es zwischen beiden Vereinen eine Kooperationsvereinbarung. Gilt diese noch (bzw. dann auch zukünftig)? Sind weitere Maßnahmen geplant, von denen beide Vereine profitieren können?
Benjamin Chatton: „Wir arbeiten auf einer partnerschaftlichen Ebene zusammen und freuen uns sehr über den offenen Dialog mit den Entscheidungsträgern. Nicht alle Inhalte einer solchen Zusammenarbeit wirken plakativ nach außen.“

Seit Februar dieses Jahres sind Sie in Doppelfunktion auch Geschäftsführer der TUI Arena. Welche Synergieeffekte ergeben sich dadurch für den Verein? Gibt es Überlegungen, weitere Sportarten wie Basketball (z.B. einen Umzug der Löwen Braunschweig) in der Multifunktions-Arena zu etablieren?
Benjamin Chatton: „Es gibt strategische Synergien in der Zusammenarbeit, die aber nicht auf meine Person begrenzt sind. Gemeinsam im Dreiklang mit Hannover Concerts wollen wir kulturelle Höhepunkte, welche sich in sportlichen wie auch musikalischen Top-Events manifestieren, nach Hannover holen.“

Herr Chatton, vielen Dank für das Gespräch. 


Fotos: Max Sander


Autor: Max Sander

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