Die Idee des IHF-Präsidenten Hassan Moustaffa, das Harz aus dem Welthandball zu verbieten, ist bei vielen Handballfans momentan in aller Munde. Ein Kritikpunkt, der bei Diskussionen über das Thema oft fällt, ist das Argument, das fehlende Haftmittel würde Trickwürfe erschweren und die Schönheit des Sportes dadurch zerstören. Aber wie sieht das eigentlich aus, wenn Handball-Profis einen Trickwurf ohne Harz werfen? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, habe ich Stefan Kretzschmar, ehemaliger Weltklasse-Linksaußen, und Anders Eggert, aktuell Weltklasse und für die SG Flensburg-Handewitt auf der linken Außenbahn aktiv, einen komplett "ungeharzten" Ball in die Hand gedrückt und einen Dreher werfen lassen.
Vor allem die Aussage von Kretzsche kommt sehr überraschend: „Einen Dreher ohne Harz kann ich, ich habe früher selber nie geharzt." Verwunderlich, da auch Stefan Kretzschmar zu den prominenten Figuren gehört, die sich gegen das Harzverbot ausgesprochen haben. Und tatsächlich: Der Dreher ohne Harz am Ball funktioniert bei ihm besser, als mit einem leicht geharzten Ball. Dafür hat er aber direkt eine Erklärung parat: „Ich habe nun mal Hände, die groß genug sind, um auch ohne Harz gescheit zu werfen. Unsere Sportart lebt auch von Trickwürfen. Und eben diese Würfe werden Außenspielern mit kleinen Händen ohne das Harz genommen." Gegenüber der Idee eines selbstklebenden Balles zeigt sich der ehemalige deutsche Nationalspieler aber offen: „Man muss die Entwicklung abwarten. Wenn dieser Ball wirklich ohne Harz gescheit klebt, wäre das revolutionär. Es ist nur schwer vorstellbar, dass das wirklich funktioniert. Ich kann aber nichts verteufeln, was ich nicht kenne."
Ein Linksaußen, der unter die Kategorie Spieler mit etwas kleineren Händen fällt, ist Anders Eggert. Schon als er die ungeharzte Kugel in die Hände nimmt, kommt ihm mit einem Lachen auf dem Gesicht ein spontanes "Oha" über die Lippen. Konzentriert wirft er den Dreher mit einem leichten Spin. So lässig, wie man es im Spiel von ihm gewohnt ist, sieht das aber nicht aus. Für ihn persönlich hätte ein Verbot des Haftmittels schwere Folgen. „Für mich wäre das Verbot handballmäßig eine kleine Katastrophe. Ich bin schließlich bekannt für meine vielen Trickwürfe. Einige davon, zum Beispiel der Dreher von unten, würden dann nicht mehr gehen, weil ich keinen festen Griff am Ball hätte", so Eggert, der auch eine vergleichbare Situation parat hat: „Bereits die Umstellung auf wasserlösliches Harz vor einigen Jahren war eine Maßnahme, mit der ich hart zu kämpfen hatte." Deshalb ist die Meinung des 34-jährigen zu diesem Thema klar: „Ich hoffe sehr, dass das Verbot nicht durch kommt!"
Fotos: Max Sander - Matthias Ibeler