
Max Sander
Februar 2018
Seit 2003 steht er als Geschäftsführer an der Spitze der DKB Handball-Bundesliga: Frank Bohmann. Seitdem hat er maßgeblich die professionelle Entwicklung des deutschen Handball-Oberhauses vorangetrieben, um dieses als stärkste Handballliga der Welt auf dem nationalen wie internationalen Sportmarkt zu etablieren. Doch der Fokus des 53-jährigen Rheinländers liegt nicht allein auf der Weiterentwicklung des Premiumproduktes `1. Bundesliga´, wie er mir im Interview während eines Zweitligaspiels verdeutlicht hat.
Hallo Herr Bohmann, ich treffe Sie heute im Rahmen des Spiels TV Emsdetten vs. Eintracht Hildesheim. Was führt Sie in die Emshalle?
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Die Idee des IHF-Präsidenten Hassan Moustaffa, das Harz aus dem Welthandball zu verbieten, ist bei vielen Handballfans momentan in aller Munde. Ein Kritikpunkt, der bei Diskussionen über das Thema oft fällt, ist das Argument, das fehlende Haftmittel würde Trickwürfe erschweren und die Schönheit des Sportes dadurch zerstören. Aber wie sieht das eigentlich aus, wenn Handball-Profis einen Trickwurf ohne Harz werfen? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, habe ich Stefan Kretzschmar, ehemaliger Weltklasse-Linksaußen, und Anders Eggert, aktuell Weltklasse und für die SG Flensburg-Handewitt auf der linken Außenbahn aktiv, einen komplett "ungeharzten" Ball in die Hand gedrückt und einen Dreher werfen lassen.
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Rückblick: Februar 2014 – Ich besuchte ein Bundesligaspiel von GWD Minden, um eine Reportage über den Traditionsverein von der Porta Westfalica zu schreiben. Da in dieser auch die Historie zu Wort kommen soll, hatte ich den Plan, mit Rainer Niemeyer, 78er-Weltmeister und von 1977 bis 1985 Keeper im GWD-Gehäuse, über die glorreiche Vergangenheit seines Vereins zu sprechen. Da Herr Niemeyer aber an diesem Spieltag in der Kampa-Halle nicht zugegen war, bot sich mir die Möglichkeit, mit Herbert Lübking ein Interview zum Thema GWD zu führen. Fragt man die Generation Ü50 nach ihm, so können fast alle mit dem Handballer aus Minden etwas anfangen. Den Unwissenden sei an dieser Stelle gesagt: Der ehemalige Feldhandball- und Hallenhandball-Nationalspieler galt Mitte der 60er Jahre als der Weltbeste seines Sports. Einer, der ihn seit über fünf Dekaden sehr genau kennt und viele Jahre mit ihm gemeinsam auf dem Spielfeld stand, ist Erwin Heuer. Er sagt über seinen Freund: „Der Herbert ist immer auf dem Boden geblieben. Auch als er Mitte der 60er Jahre als weltbester Handballer bezeichnet wurde, ist er nie ausgeflippt. Dabei war es schon phänomenal, wie er seine Tore warf. Das machte ihm zu dieser Zeit keiner nach.“
Nach dem Interview in der Kampa-Halle stand fest: Ich möchte mich noch einmal mit Herbert Lübking treffen, um noch mehr über seinen sportlichen Werdegang zu erfahren.
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Bis zu seinem 16. Lebensjahr hatte Janko Božović, österreichischer Handball-Nationalspieler, recht wenig mit Handball zu tun. Zumindest nicht aktiv, denn bis Anfang der Nuller-Jahre galt er in der Alpenrepublik als aufstrebendes Tennistalent. „Ich habe damals in der österreichischen Sportleistungsakademie in der Nähe von Wien täglich Tennis gespielt, war auf dem Sprung zum Profi“, so der 30-jährige Linkshänder im Rückblick. Warum dann Handball? „Das hat wohl mit meinen Genen zu tun. Meine Mutter ist eine ehemalige Weltklasse-Handballerin, die siebenmal mit ihrem Verein Hypo Niederösterreich die Champions League gewonnen hat. Als Kind und Jugendlicher war ich oft beim Training meiner Mama und habe all ihre Europapokalspiele live verfolgt. In der Halbzeit habe ich mir dann immer den Ball geschnappt und auf´s Tor geworfen. Eines Tages saß im Publikum ein Trainer, dem mein Talent auffiel und mich zum Training einlud. Das hat mir gut gefallen, so dass ich beim Handball geblieben bin. Zumal meine Entwicklung schnell voran ging. Mit 17 Jahren habe ich in der U21 des Erstligisten UHK West-Wien gespielt, zugleich schon in der Ersten mittrainiert. Trainer dort Igor Butulija, der mein größter Förderer war. Im Alter von 19 folgte der Sprung in die Junioren-Nationalmannschaft, ein Jahr später gab ich mein Debüt in der A-Nationalmannschaft.“
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Island – da denken viele Menschen gemeinhin an eine Insel mit rauem Klima, grünen Wiesen mit Schafen und Ponys, Fischfang, Fjorden, Vulkanen, Gletschern und Geysiren. Doch abseits des Touristenführers wird der europäische Inselstaat auch als Sportnation wahrgenommen. Die Fußballer des Landes konnten sich erstmalig für eine Europameisterschaft qualifizieren und werden in den nächsten Tagen und Wochen für volle Pubs zwischen dem 63. und 66. Breitengrad im nördlichen Atlantik sorgen. Nationalsportart Nr. 1 aber ist Handball, Weltklassespieler wie die „lebende Legende“ Ólafur Stefánsson und Aron Pálmarsson haben einen isländischen Pass. Seit fast dreißig Jahren mischt die Nationalmannschaft in der Weltspitze mit, nimmt mit großer Regelmäßigkeit an Welt- und Europameisterschaften sowie Olympischen Spielen teil.
Aktuell finden sich in den Mannschaftsaufstellungen aller deutschen Erst- und Zweitligisten an die 20 Spieler mit der Endung ...(s)son (Schweden ausgenommen) wieder. Und auch an der Seitenlinie steht jede Menge isländisches Handball-Know-how. Alfreð Gíslason gibt seit Jahren beim THW Kiel die Kommandos und bei den Füchsen in Berlin vertraut man seit dieser Saison auf den Handball-Sachverstand von Sigurðsson-Nachfolger Erlingur Richardsson. Und auch international ist auf der Trainerbank viel isländisches Wissen zu finden. Dagur Sigurðsson führt den deutschen Handball-Bund zu völlig überraschenden Höhenflügen, unter Guðmundur Guðmundsson spielt Dänemark weiter in der Weltspitze mit und Patrekur Jóhannesson sorgte bei den Österreichern in den vergangenen Jahren für eine nie dagewesene Handballbegeisterung.
Stellt sich die Frage: Wie machen das die Isländer?
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Momentan sind alle Augen Richtung Polen gerichtet, wo bis zum Finale am Sonntag in Krakau die 12. Handball-Europameisterschaft ausgetragen wird. Es gibt nicht wenige, die behaupten, dass dieses zweijährig stattfindende Event vom Leistungsniveau stärker einzuschätzen ist als eine WM. Handball ist eine europäische Sportart, doch auch auf anderen Erdteilen tut sich was. Ob Südamerika, Nordafrika, Australien oder in Nah- und Fernost, unsere Ballsportart kommt mehr und mehr auch auf anderen Erdteilen zur Geltung.
So gibt es in Japan eine über 40-jährige Handballtradition. ...
Der Name von Boenigk ist in Handball-Deutschland ein Begriff. Vor allem in Westfalen (OWL eingeschlossen) kennen viele Handballer Diethard von Boenigk und seit einigen Jahren auch seinen ältesten Sohn Jan. „Im Laufe der Jahre hat sich ein Netzwerk entwickelt. Ich treffe häufig Bekannte, wenn ich in Sachen Handball unterwegs bin“, so Vater von Boenigk, den alle nur `Diedl´ rufen. Eine Einschätzung, die sein Sohnemann bestätigen kann: „Es kommt häufiger vor, dass mich auswärts einer anspricht, den ich persönlich nicht kenne. Dann heißt es immer >Grüß mal deinen Papa von mir