Max Sander
August 2018
Anfang der Woche konnte der TV Emsdetten einen spektakulären Transfer verkünden: Der österreichische Nationalspieler Janko Božović kommt zurück und unterschreibt beim westfälischen Zweitligisten einen Vertrag bis Jahresende. Ganz zur Freude von Trainer Daniel Kubeš: „Ich habe Jankos sportlichen Weg in den letzten Jahren bei Spielen der Nationalmannschaft ein wenig verfolgen können. Er ist ein sehr torgefährlicher Spieler, der mit seiner Wurfkraft für die einfachen Tore außerhalb von neun Metern zuständig ist. Doch der TVE wird auch von seiner großen Erfahrung und seiner Spielübersicht profitieren. Mit Janko wird unser Spiel in Zukunft ein wenig anders aussehen, seine Mitspieler werden durch ihn im Angriff mehr Platz bekommen.“
Hallo Janko, nach vier Jahren quer durch Europa und bis an den Persischen Golf bist du jetzt wieder zurück in Emsdetten. Wie kam es dazu, dass du beim TVE einen neuen Vertrag unterschrieben hast?
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Es ist wieder so etwas wie Aufbruchstimmung zu spüren beim TV Emsdetten und man besinnt sich seiner Wurzeln. Sportlich läuft es schon länger wieder in der 2. Handball-Bundesliga. Doch finanziell hat dem TVE das einjährige `Erstligaabenteuer´ in der Spielzeit 2013/14 in den Folgejahren doch schwer zu schaffen gemacht. Nach mehreren “Externen“ in der Geschäftsführung der Handball-GmbH haben mit Heike Schürkötter und Frank Wiesner jetzt wieder zwei ortsansässige Unternehmer das Ruder des westfälischen Bundesligisten übernommen.
Hallo Frau Schürkötter, hallo Herr Wiesner, vor drei Wochen hat Holger Kaiser seine Tätigkeit als Geschäftsführer beim TV Emsdetten beendet. Welche Gründe waren ausschlaggebend für seine Abberufung?
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Die Zeichen stehen beim TV Emsdetten auf sportlichen Aufschwung. Hauptverantwortlich dafür: Daniel Kubeš. Der gebürtige Prager, der in Personalunion auch das Traineramt der tschechischen Nationalmannschaft ausübt, musste dabei in den vergangenen drei Jahren viel Aufbauarbeit leisten, um den westfälischen Zweitligisten nach einem missglückten Jahr in der HBL sportlich wieder auf Kurs zu bringen.
Hallo Daniel, die aktuelle Tabelle zeigt: Deine Mannschaft steht mit 16:2 Punkten noch ungeschlagen auf dem zweiten Tabellenplatz. Das konnte man vor Saisonbeginn nicht unbedingt erwarten, oder?
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Wohl nichts nervt einen Profisportler mehr als verletzungsbedingt auf der Tribüne zu sitzen, während die Kollegen ihrem Job nachgehen. Malte Schröder kann davon mehr als nur ein “Lied singen“. Nach überstandenem Kreuzbandriss war der Ex-Melsunger mit hohen Erwartungen zum Zweitligisten TV Emsdetten gewechselt, um nach nur wenigen Spielen wieder mehr mit Ärzten und Physiotherapeuten als mit Trainern und Mitspielern zu sprechen. Doch ein Ende seiner Leidenszeit scheint in Sicht.
Hallo Malte, die 2. Bundesliga ist am vergangenen Wochenende in die Saison gestartet, während du weiterhin verletzungsbedingt zum Zuschauen gezwungen bist. Wie fühlt sich das an?
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Seit einem Jahr ist er beim TV Emsdetten die sportliche Nr. 1 zwischen den Pfosten: Konstantin Madert. Dabei hatte der 29-jährigen Keeper, der schon in jungen Jahren das `Kunststück´ fertig brachte, die Trikots aller drei Bundesligavereine Ostwestfalens zu tragen, beim `Zweitliga-Dino´ aus dem Münsterland mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Um in der Rückrunde der vergangenen Saison einer der Erfolgsgaranten im Team von Trainer Daniel Kubes zu sein.
Konstantin, du trainierst seit Anfang des Jahres mehrmals wöchentlich in Dortmund. Was hat es damit auf sich?
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Die Fans des TV Emsdetten hielten die Ankündigung ihres Vereins, mit Malte Schröder von der MT Melsungen einen Nachfolger für den in die isländische Heimat zurückkehrenden Ernir Arnarson gefunden zu haben, zunächst für einen Aprilscherz. Doch trotz des Datums 01.04. erwies sich die Präsentation des wurfgewaltigen Linkshänders für den rechten Rückraum als echt. Seit einigen Tagen nun absolviert der gebürtige Bielefelder, der auf insgesamt sechs Jahre 1. Bundesliga zurückblicken kann, die schweißtreibende Saisonvorbereitung unter Trainer Daniel Kubes. Sein vorheriger Coach Michael Roth, der ihn vier Jahre beim hessischen Erstligisten trainiert hat, sagt über ihn: „Malte ist ein sehr korrekter und sympathischer Spieler, der im Training immer alles gegeben hat. Er kommuniziert offen seine Meinung und besaß innerhalb unserer Mannschaft einen hohen Stellenwert, auch wenn er bei uns oft nur wenig Spielanteile bekommen hat. Als Trainer wünsche ich mir Spieler wie ihn, auf den ich mich zu 100 Prozent verlassen kann. Mich hat gefreut, dass Malte nach seiner schweren Verletzung bei uns noch einen schönen Abschied feiern konnte. Ich werde seinen Werdegang unter Daniel Kubes weiter verfolgen.“
Hallo Malte, du bist von einem Spitzenverein der 1. Bundesliga in die 2. Liga gewechselt – warum?
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Trotz seiner erst 27 Jahre ist Konstantin Madert schon viel rum gekommen in der Handball-Welt. Trainer Jens Bürkle, der aktuell beim Erstligisten TSV Hannover-Burgdorf die sportlichen Kommandos gibt, sagt über seinen ehemaligen Torhüter aus gemeinsamen Rimparer Zeiten: "Konstantin hat eine positive Grundeinstellung, immer ein Lachen im Gesicht. Das zeigt sich auch im Sport. Er war mit großer Freude bei der Sache, auch wenn es in Rimpar sportlich gesehen nicht immer einfach für ihn war, da er teils wenig Einsatzzeit bekam. Doch er ist ein guter Teamplayer, der die Mannschaft, die bei ihm vor dem eigenen Erfolg steht, gepusht hat." Doch nicht nur auf dem Spielfeld macht der Keeper eine gute Figur, auch im Medium Internet zeigt er ein professionelles Auftreten. Da war es für mich ein Leichtes, ihn vor dem ersten Halbfinale beim REWE Final Four in Hamburg zu einem Interview zu treffen.
Hallo Konstantin, du bist in Detmold/Ostwestfalen geboren. Sören Südmeier von GWD Minden sagt über diese Region: „Ostwestfalen ist handballverrückt, Handball Sportart Nr. 1.“ Wie sehr hat dich die Region geprägt?
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Seit Jahren ist der TV Emsdetten auf dem europäischen Festland eine der Top-Adressen in Sachen Handball `made in Iceland´. Frank Thünemann, ehemaliger sportlicher Leiter des westfälischen Bundesligisten, beschreibt die Spieler von der Insel wie folgt: „Ich schätze an den Isländern ihre ehrliche Art, Handball zu spielen. Sie sind sehr trainingsfreudig, mit einem Kämpferherz ausgestattet, gehen dorthin, wo es weh tut. Mund abwischen, weitermachen.“ Damit sind auch Anton Rúnarsson und Ernir Arnarson gemeint, die seit zwei bzw. viereinhalb Jahren das Spielgeschehen beim TVE maßgeblich beeinflussen. Torhüter Nils Babin sagt über seine beiden Vorderleute: „Ernir ist menschlich ein ganz ruhiger und zuverlässiger Typ. Er hat einen überragenden Unterarmwurf, ist zudem stark im 1 gegen 1. Anton ist als Mensch ein ganz lustiger `Vogel´, als Spielmacher agiert er mit sehr viel Tempo auf dem Feld.“
Doch die Zeichen stehen auf Abschied, denn beide Isis werden in den kommenden Wochen den TVE und damit auch Emsdetten verlassen - mit ganz vielen Erinnerungen im Gepäck.
Hallo Anton, hallo Ernir, ihr habt viereinhalb bzw. zwei Jahre für den TVE gespielt. Wie war die Zeit für euch?
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Im Gespräch über die Highlights seiner Karriere fällt Nils Babin, Keeper des TV Emsdetten, als Erstes sein Einstand als Bundesliga-Torhüter in der Auswärtspartie beim ASV Hamm ein. Mir ging es genauso, als ich mich auf dieses Interview vorbereitet und mir überlegt habe, welche Fragen ich dem Torhüter a.D. (ab Juni 2016) stellen könnte. Ich war anno 2007 in der Maxi-Halle dabei, als der Stern eines jungen Torhüters aufging, der mit schier unglaublichen Paraden den schon auf die Siegerstraße eingebogenen ASV-Angreifern sämtliche Nerven raubte. Damals fehlte Marcus Cleverly (die etatmäßige Nr. 1) im Kasten, sein Stellvertreter erwischte keinen guten Tag, so dass es nach zehn Spielminuten 1:9 stand. Trainer Patrik Liljestrand hatte wohl eine Eingebung und beorderte den damals 18-jährigen Torhüter-Novizen zwischen die Pfosten. Schon zur Pause wurde ich von erstaunten ASV-Fans gefragt, wer denn dieser „Hänfling“ im TVE-Kasten sei, um nach 60 Minuten schier fassungslos dem Sieges-Jubel der mitgereisten TVE-Fans zusehen zu müssen. Nils Babin wurde auf Schultern durch die Halle getragen, seit diesen Tagen genießt er den Respekt des Hammer Handballpublikums. Im Laufe der Jahre ist Handball-Deutschland dazu gekommen.
Einer, der den Publikumsliebling wie kaum ein Zweiter kennt, ist sein Freund und ehemaliger Mannschaftskollege Stefan Thünemann, mit dem er sieben gemeinsame Jahre Bundesliga-Handball erlebte. „Nils ist ein Torhüter, der eine unglaubliche Reaktionsschnelligkeit besitzt. Er hat die Gabe, mit seiner emotionalen Art die Mannschaft sowie die Fans mitzureißen und ein Spiel zu entscheiden. Als Mensch habe ich ihn stets als sehr ehrlich, zuverlässig und fleißig kennen und schätzen gelernt.“ In knapp vier Monaten wird Nils Babin es seinem Kumpel gleichtun und seine Handballschuhe an den berühmten Nagel hängen.
Hallo Nils, du beendest im Alter von 29 Jahren deine Handball-Karriere. Warum?
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